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Calamari-Kalamitäten und End of Fish Day

Calamari a la plancha – Tintenfisch vom Holzkohlengrill, das klingt nach Urlaub, Standbar, einem kühlen Glas Weißwein und dem frisch gefangenen und gegrillten Tintenfisch auf dem Teller.

Leider sieht die Wirklichkeit wieder mal nicht so rosig aus. Zwar sind die, übrigens hochintelligenten, Kopffüssler inzwischen in den Küstenregionen gut geschützt und durch Fangquoten vor dem Aussterben bedroht. Auf hoher See, außerhalb der überwachten Gebiete sieht die Situation dagegen ganz anders aus. Wie der Tagesspiegel, leider jenseits der Bezahlschranke, berichtet, wurden in den vergangenen Jahren immer mehr Tintenfische außerhalb der überwachten Regionen aus dem Meer gefischt. Das ergab eine Untersuchung eines Forschungsteams um Katherine Seto von der University of California in Santa Cruz, die jetzt veröffentlicht wurde.

Ausgewertet wurden auf Satellitenkarten die Lichter, mit denen die Schiffe nachts Tintenfische an die Oberfläche locken. Die Tiere werden dann tiefgefroren und landen zum Beispiel als „Calamares“ in mitteleuropäischen Supermärkten.

In nur vier Jahren sei der Fang um 68 Prozent angestiegen, mehr als zwei Drittel aller Fangflotten seien in Gebieten außerhalb der 200-Meilen-Zone unterwegs gewesen, z.B. vor Peru und Ecuador sowie im Nordwesten des Indischen Ozeans, schreibt der Tagesspiegel. „Diese internationalen Gewässer können daher leicht übernutzt werden, Schäden an den Ökosystemen sind möglich. Problematisch ist das aber auch für viele Küstenländer, weil Tintenfische weite Strecken wandern und so vor der eigenen Wirtschaftszone weggefangen werden können.“

Und der Meeresbiologe Henning von Nordheim von der Universität Rostock fordert angesichts der dramatischen Entwicklung, diese unregulierte Fischerei besser als bisher zu kontrollieren. (Quelle: Kalamität der Calamari, Mehr Jagd auf Tintenfische, Tagesspiegel vom 11.3.23)

Dazu passt die Meldung, dass der End Of Fish Day in diesem Jahr so früh wie nie begangenen werden muss, nämlich am 6. März. Er markiert den Stichtag, ab dem die Menschen in Deutschland für den Rest des Jahres ihre „Fischreserven“ erschöpft haben und vollständig auf Importe angewiesen sind. Zu diesem Ergebnis kommen die Berechnungen von Brot für die Welt, Fair Oceans und Slow Food Deutschland. Der Selbstversorgungsgrad mit Fisch und Fischerzeugnissen liegt in diesem Jahr bei nur noch 18 Prozent.

Die Fischbestände sind in allen Ozeanen und Meeren immer stärker gefährdet. Laut Welternährungsorganisation war die Überfischung schon bis 2019 weltweit auf 35,4 Prozent angestiegen, mit gravierenden Folgen für die marinen Ökosysteme. In den europäischen Gewässern ist der Anteil der überfischten Bestände im Durchschnitt sogar noch höher.

Mehr zum End Of Fish Day und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, auf der Seite von Slow Food Deutschland.